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Wiebke Lorenz wurde 1972 in Düsseldorf geboren, hat in Trier studiert und lebt bereits seit längerem in Hamburg. Ihre Tochter Luzie ist mittlerweile drei Jahre alt. Sie schreibt nicht nur Thriller, sondern unter verschiedenen Pseudonymen auch sogenannte Frauenromane sowie gemeinsam mit ihrer Schwester als "Anne Hertz" heitere Komödien.
Weitere Informationen finden sich auf ihrer Homepage .
Wiebke war so nett, mir folgende Fragen zu beantworten:
Siehst Du Dich in erster Linie als Schriftstellerin oder doch als Journalistin?
Mittlerweile schreibe ich fast gar nicht mehr journalistisch, von daher sehe ich mich als Schriftstellerin. Oder als „Autorin“, das klingt nicht ganz so hochtrabend und deckt im Zweifel den Journalismus auch noch mit ab. Aber das Handwerk habe ich durch die vielen Jahren, die ich für Zeitungen und Zeitschriften geschrieben habe, gelernt. Und ganz sicher auch durch meine Drehbuchausbildung an der Internationalen Filmschule Köln. „Schriftsteller“ kann man ja nicht richtig lernen, das wird man durch Erfahrung und Arbeit an sich und seiner Schreibe. Finde ich jedenfalls.
Du schreibst in verschiedenen Genres – hast Du ein Lieblingsgenre? Und wenn ja, deckt sich dies mit Deinen persönlichen Lesevorlieben?
Mein Lieblingsgenre wechselt ständig, das hängt sehr von meiner Stimmung ab. Meist lese ich nacheinander mehrere Bücher aus dem gleichen Genre, dann bin ich erst einmal wieder „satt“ und wechsele. Thriller mag ich schon sehr gern, vor allem Psychothriller. Sowohl das Schreiben als auch das Lesen. Wobei: Einen Thriller zu schreiben ist für mich viel, viel, VIEL anstrengender als eine Komödie. Da verwende ich eine vollkommen andere Sprache, der Plot muss wesentlich ausgefeilter sein. Und das ist dann eben sehr arbeitsintensiv – aber auch eine Herausforderung. Ich lese aber auch gern lustige Romane bzw. liebe ich schwarzen Humor. Und hin und wieder lese ich auch Sachbücher, um meinen Horizont zu erweitern. Als Schriftsteller oder Autor sollte man ja nicht nur mit der Sprache umgehen können – in der besten aller Welten hat an auch was zu sagen, und dafür muss der Kopf immer wieder Input bekommen ;-)
Als „Anne Hertz“ schreibst Du mit Deiner Schwester zusammen Bücher. Wie seid ihr auf den Namen „Anne Hertz“ gekommen? Und empfindest Du es leichter oder schwerer ein Buch zu zweit zu schreiben als alleine? Was macht Dir mehr Spaß?
Tja, die Sache mit Anne Hertz war eigentlich ganz simpel: Wir suchten einen Namen, der zum Genre passt. „Anne“ fanden wir beide schön, meine Schwester Frauke schlug dann „Hertz“ vor – und zwar mit „t“ vor dem „z“, damit es nicht ganz so kitschig wirkt :-) Wenn man zusammen an einem Buch schreibt, macht das vieles leichter und schöner. Schreiben ist ja von Natur aus ein sehr, sehr einsamer Beruf, und da ist es toll, wenn man bei der Arbeit einen „Sparrings-Partner“ hat, der einen motiviert und unterstützt. Aber natürlich bringt es manchmal auch Komplikationen mit sich, denn während man bei einem Solo-Roman einfach alles allein entscheidet, muss man im Team auch Kompromisse eingehen. Ich würde sagen, ich mache beides gleichermaßen gern, sowohl das Schreiben im Team als auch allein.
Wie schreibst Du Deine Bücher? Also, hast Du eine Grundidee, deren Entwicklung Du dann erst beim Schreiben ausarbeitest? Oder entwickelst Du aus einer Idee zunächst die Geschichte im Groben und feilst dann beim Schreiben nur noch an den Details? Fertigst Du für Deine Protagonisten eine Art Steckbrief an oder hast Du das alles im Kopf?
Bevor ich mit dem Schreiben beginne, ist die Geschichte schon komplett fertig. Das heißt, erst kommt das Plotten, dann das Schreiben. Anders könnte ich das gar nicht, da würde ich unterwegs verloren gehen. Vor allem beim Krimi, denn da muss die Struktur einfach zu hundert Prozent stimmen. Steckbriefe schreibe ich nicht, das mache ich alles im Kopf. Aber beim Schreibprozess selbst habe ich immer eine Datei mit dem Titel „Notizen“, in der ich dann vermerke, wie alt eine Figur ist, wie sie aussieht, was sie für Vorlieben und Abneigungen hat etc. Das hilft mir, damit jemand nicht zu Beginn eines Romans blaue Augen hat, dann zwischendurch braune und am Ende grüne …
Schreibst Du zu festen Zeiten oder mehr so nach Lust und Laune? Hat sich das verändert seit Du Mutter bist?
Gemischt, ich bin leider nicht sehr diszipliniert. Bevor ich Mama wurde, habe ich oft auch sehr chaotisch die Nächte hindurch gearbeitet. Das geht jetzt nicht mehr, also muss ich mich unter der Woche nach den Kita-Zeiten richten und zwischen 9 und 15 Uhr schreiben. Oder dann eben abends, wenn meine Tochter im Bett ist. Ich suche da noch nach der richtigen Methode für mehr Regelmäßigkeit, ich möchte es gern schaffen, zu festen Arbeitszeiten zu finden, damit nicht immer mal wieder irgendwelche Last-Minute-Hauruck-Aktionen nötig sind. Aber, nun ja, daran arbeite ich noch ;-) Wie heißt es so schön? Am Abend wird der Faule fleißig, und ich habe manchmal den leisen Verdacht, dass ich bis zu einem gewissen Grad auch diesen „5 vor 12“-Druck brauche, um kreativ zu sein. Kurz vor Abgabetermin habe ich seltsamerweise immer die besten Ideen. Lästig, aber so ist es halt.
Schreibst Du am Computer oder noch „old-school“ mit der Hand?
Mit dem Computer. Etwas anderes ist für mich gar nicht vorstellbar, da würde nix bei rumkommen.
Arbeitest Du gerade an einem neuen Buch? Und wenn ja, kannst / darfst Du etwas darüber verraten?
Gerade erst habe ich unter dem Namen „Charlotte Lucas“ einen schönen Roman vollendet, der im September unter dem Titel „Dein perfektes Jahr“ bei Lübbe erscheint. Verraten darf ich auch schon was: "Kann man einem anderen Menschen das Glück schenken? Das ist die letzte Hoffnung von Kindergärtnerin Hannah, denn sie möchte ihrem Freund Simon nach einer schier ausweglosen Diagnose neuen Lebensmut geben. Und so plant sie sein perfektes Jahr – hält alle ihre Wünsche und Träume für sie beide als Termine in einem Filofax fest. Simon jedoch glaubt nicht mehr an eine Zukunft und sucht deswegen einen neuen Paten für den Terminkalender. Seine Wahl hat ungeahnte Konsequenzen, nicht nur für Hannah …"
Gibt es noch etwas, was Du gerne „loswerden“ möchtest?
Eigentlich nur, dass ich mich bei Dir und allen Lesern bedanken möchte, die es mir ermöglichen, diesen wunderbaren Beruf auszuüben. Auch, wenn er manchmal die Hölle ist …
Jetzt bleibt mir nur noch, mich ganz herzlich bei Wiebke Lorenz zu bedanken!
Und darauf hinzuweisen, dass es am Mittwoch, den 15. Juni um 20 Uhr, im Rahmen der Krimi- und Thrillerwoche eine Livelesung aus "Bald ruhest Du auch" gibt. Ich werde auf jeden Fall dabei sein ...
Kleine Anmerkung zu Schluss:
Ich finde es interessant, wie sich unser Leseverhalten gleicht, denn auch ich lese verschiedene Genres in "Schüben" ;-)
Das neue Buch habe ich mir schon vorgemerkt und werde ab September danach Ausschau halten.
Vielen Dank für das Interview :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Bine
Hallo,
AntwortenLöschentolles und interessantes Interview .
Vielen Dank.
Liebe Grüße Margareta
Vielen Dank für das Lob ;-)
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