04 Februar 2018

Autoreninterview mit Benne Schröder

Im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse hat Benne Schröder bei Instagram Interviewtermine für Blogger angeboten. Da er mir aus der Lesung bei der LLC 2017 noch sehr gut in Erinnerung war, habe ich mich ganz mutig um einen Termin beworben; und ihn auch für meinen ersten Messetag, den Freitag, erhalten.
Im Vorfeld und zu Beginn des Interviews war ich tierisch aufgeregt, aber Benne Schröder hat es mit seiner sehr sympathischen und lockeren Art schnell geschafft, dass ich mich wohl gefühlt habe.


Benne Schröder, geboren in Bochum, lebt derzeit in Köln, Frankfurt und München. Seit 2006 ist er als Radiomoderator tätig, seit neuestem bei YOU FM. Er teilt sei Leben gern auf Facebook und bei Instagram "@schroederlich", wo es auch oft Fotos von seinem Hund Matti zu sehen gibt.


Ich durfte das Interview mit dem Smartphone aufnehmen, so musste ich nicht alles mitschreiben. Und so habe ich gefragt:

Man liest über Dich, dass Du in Köln, Frankfurt und München lebst. Wie geht das? Wie kann man in 3 Städten wohnen?

Ja, ich gebe zu, das klingt sehr nach Jetset und kosmopolitisch. Aber so ist das nicht. 
Ich komme aus Nordrhein-Westfalen und wohne in Köln mit meinem Freund zusammen. Ich habe da auch gearbeitet. Jetzt arbeite ich aber beim Radio in Frankfurt und das heißt, ich wohne auch in Frankfurt. Und in München arbeite ich auch noch ein bisschen. Außerdem ist mein Freund Münchner, d.h. er pendelt zwischen Köln und München. Ich nehme dann also alle drei Städte mit, bin also super viel unterwegs. Am schwierigsten ist das jedoch mit dem Hund, den ich irgendwie immer unterbringen oder mitnehmen muss. Bei einer Bahnfahrt kostet das Ticket für ihn genauso viel wie ein normales Ticket!

Wie kommt man als Radiomoderator dazu, Bücher zu schreiben?

Radio stellt man sich ja immer so vor: Ich mach mein Mikrofon auf und plaudere ein bisschen was. Aber so ist das überhaupt nicht. Radio ist genauestens durchgeplant und durchgetaktet. Jeder Text, jedes "Äh", jede Pause ist aufgeschrieben und vorformuliert. Auch wähle ich nicht die Musik aus, das ist nach Marktforschung alles vorgegeben: Wer mag wann, was für Musik hören. So muss z.B. ein Rocktitel Kategorie 1 folgen auf einen Poptitel Kategorie 2. Und das hängt damit zusammen, dass Radio sehr strikt Formatvorgaben folgt. So muss ich z.B. einen sehr komplizierten Sachverhalt in einer Minute erklären können. Da muss man also schon sehr gut mit Worten umgehen können; Texte verfassen, genau pointiert auf den Punkt etwas wiedergeben können. Und das ist beim Schreiben ja gar nicht so anders. Die Arbeit unterscheidet sich also gar nicht so sehr. Ich bin einfach schon immer Vielleser gewesen. Ich habe immer schon geschrieben. Ich glaube, ich habe mit 15 angefangen zu schreiben. Mein erstes Buch mit 18 rausgebracht. Das hat also mit Radio parallel angefangen und sich entwickelt.

Siehst Du Dich jetzt eher als Autor oder als Radiomoderator?

Mittlerweile sehe ich mich mehr als Autor. Ich habe einfach gemerkt, dass ich das jetzt mehr in den Vordergrund stellen möchte. Ich möchte mehr schreiben und bin wahnsinnig glücklich mit dem Schreiben. Als ich gestern hier auf die Buchmesse gekommen bin, war ich genauso aufgeregt, wie jeder, der zum ersten Mal hier herkommt. Wenn sich diese Tür öffnet, in die Halle mit den Tausenden von Büchern - dann klopft mein Herz. Ich finde das so toll, das ist so eine megacoole Stimmung. Wenn ich hier andere Autoren treffe, dann bin ich wie ein Fan, z.B. "Mein Gott, da ist Kerstin Gier!" Ich liebe einfach diese Atmosphäre und das habe ich im Radio nicht in diesem Ausmaß.

Wie schreibst Du Deine Bücher? Hast Du eine Grundidee, die Du dann ganz strukturiert zu Papier bringst? Oder hast Du mehrere Ideen, die Du dann zu einer Geschichte zusammenbringst?

Ich habe eine Idee und dann gehe ich den Weg -den meine Agentin sehr komisch, aber praktisch findet-, dass ich ein Exposé schreibe. Ich schreibe also den ganzen Inhalt auf; der ändert sich nachher natürlich noch mehrmals. Das Exposé schicke ich dann meiner Agentin. Nach einigen Änderungen schreibe ich dann die Geschichte. Ich habe aber grundsätzlich alles schon: die Handlung, die Charaktere, den Clou. Es ist also alles vorgefertigt, bevor ich es wirklich schreibe. Deswegen geht das Schreiben an sich relativ zügig. Die Ideenfindung und das Ganze davor verschlingt viel mehr Zeit. Wenn ich dann mit der "Schreibarbeit" fertig bin, möchte ich damit eigentlich nichts mehr zu tun haben. Daher ist das Lektorat das Schrecklichste. 
Wenn ich dann "wirklich" schreibe, ändere ich auch noch was. Bei dem Buch, welches ich gerade schreibe, kam mir dann so ein Gedanke etwas Grundlegendes zu ändern. Und dann habe ich gesagt, was meint ihr denn, wenn ich das so und so nochmal drehe. Und die Antwort lautete: Prima, viel besser, mach das. Und dann baue ich das halt ein. 
Aber die Idee ... ich habe ungefähr 20 Exposés zuhause, die ich einfach mal anfangen müsste zu schreiben.

Und Du schreibst sicher am PC? Oder doch noch "old-school" auf Papier?

Da würde ich wahnsinnig werden, so oft wie ich wieder etwas lösche. Ich habe alles auf meinem PC, alles. Ich bin komplett digital. Ich habe meine Termine alle in meinem Smartphone. Ich habe keinen Messeplan, mit dem ich hier rumlaufe. Ich habe auch meinen Plot digital und einfach alles in eine Cloud hochgeladen, so dass ich von überall auf der Welt Zugriff auf meine Daten hätte. Ich habe auch ein Programm zum Schreiben, da könnte ich mich von jedem Rechner, wo das Programm drauf ist, einloggen und weiterschreiben. Ich bin also ein total digitaler Autor. Obwohl ich es schöner finde, wenn man so mit einem tollen Kugelschreiber da sitzt. Manchmal denke ich, irgendwann verlerne ich die Handschrift, weil ich alles nur digital mache. Jetzt habe ich natürlich auch Angst, wenn mein Computer mal weg ist, was passiert dann - dann bin ich nicht mehr lebensfähig. Aber anders gesagt, wenn mein Haus mal abbrennt und ich meinen Computer habe, ist mein Leben gerettet.

Schreibst Du zu festen Zeiten oder mehr so nach Lust und Laune?

Ich habe gemerkt, dass ich zu bestimmten Zeiten besonders gut schreiben kann. Und die nutze ich jetzt. Morgens so ab 9.00 Uhr bis mittags ca. 14.00 Uhr bin ich besonders fokussiert. Dann kommt mein Nachmittagstief. Ich könnte dann wieder anfangen so ab 19.00 Uhr; aber das mache ich nicht so häufig. Das zu erkennen war erstmal ganz viel wert und jetzt nutze ich das dann einfach. Ich arbeite bis mittags und dann mache ich etwas Schönes, gehe mit dem Hund spazieren, und dann geht's am Abend oder am nächsten Tag weiter. 
Außerdem gibt es noch so weitere Kleinigkeiten. Ich habe z.B. festgestellt, ich kann gut mit anderen arbeiten, also wenn andere Leute mit im Raum sind. Ich gehe jetzt manchmal, obwohl ich ein Arbeitszimmer zuhause habe, in sogenannte Coworking-Spaces, wo ganz viele andere auch konzentriert arbeiten. Das zwingt dich dann dazu, auch konzentriert zu arbeiten. Da zahlt man ja dann auch Geld und denkt sich, wenn ich jetzt hier nicht arbeite, schmeiße ich ja mein Geld aus dem Fenster. Eine Kollegin hat mal gesagt, sie geht gerne in die Uni-Bibliothek, weil da auch ganz viele sitzen und arbeiten. 
Die Umgebung ist also auch wichtig. Ich würde gern in einer Hängematte unter einem Apfelbaum arbeiten, aber das funktioniert nicht. Da wäre ich dann zu abgelenkt.

Stand für Dich von Anfang an fest, dass es für Catalea eine Fortsetzung geben wird? Oder hattest Du vielleicht sogar schon beide Exposés fertig, als Du das Erste eingereicht hast?

Für mich stand fest, dass es eine Fortsetzung gibt. Aber für den Verlag nicht. Der Verlag hat gesagt, machen wir doch erst einen Einzelband. Deshalb habe ich Band 1 auch so geschrieben, dass es in sich abgeschlossen sein könnte. Und dann haben die mich aber noch vor der Veröffentlichung von Band 1 angerufen und gesagt, dass sie auf jeden Fall eine Fortsetzung haben möchten. Das war für mich super, denn die Geschichte ist für mich nach zwei Bänden erzählt. Da könnte man jetzt sagen, machst du noch einen dritten, aber das finde ich nicht gut. Ich finde, wenn die Geschichte auserzählt ist, dann ist sie erzählt. 
Und da gibt es ja Buchreihen, das kennst du sicher auch, die haben 15 Bände, und die letzten fünf sind dann einfach nur, um nochmal welche zu veröffentlichen. Ich bin z.B. bei LYX ein riesiger Fan der "Betsy Taylor - Reihe". Die hat, glaube ich, 14 Bände und ab dem 9. fand ich die Reihe doof. Das hat mir die Reihe kaputt gemacht.

Auch wenn es immer mehr werden, wie fühlt man sich als Mann in dem "Frauengenre" Liebesroman?

Also es gibt zwei Lager:  
Die einen gehen eher auf Abstand, tatsächlich. Weil es ist irgendwie seltsam, das ist ein Mann und der schreibt Frauenromane. Und dann finden sie es noch seltsamer, wenn Männer mit Frauenpseudonym schreiben. Das kann ich persönlich verstehen, das finde ich auch befremdlich. Deswegen war es mir wichtig, dass ich keins habe. Ich möchte als Benne Schröder diese Bücher schreiben. Ich glaube auch, dass ich dafür qualifiziert bin, weil ich die selber ja so liebe. Ich lese diese Bücher schon mein Leben lang. Warum sollte ich als Mann dann Thriller schreiben, wo ich doch Frauenbücher liebe. 
Und dann gibt es die anderen, die finden das total klasse. Also ich merke, ich bekomme ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Die Leute fragen dann auch oft: wie ist das, wenn du aus Sicht einer Frau schreibst? Erzähl doch mal: wie geht das? Hast du eine Frau, die das vorher liest? Ja, habe ich. Ich habe einen weiblichen Beraterstab. 
Ich finde das schön; ich bin dann irgendwie der "bunte Hund" hier in der Frauenwelt. Wenn ich sage, ich gehe mit Kollegen über die Buchmesse, dann sind das natürlich 15 weibliche Autorinnen und ... ich. Wenn die mich dann jemand vorstellen, der mich nicht kennt: Das ist der Benne, der schreibt übrigens auch Liebesromane. Und die Antwort lautet dann meist ganz erstaunt: Was?! Also ich fühl mich wohl in der Rolle.

Du hattest ja bereits angedeutet, dass Du an Deinem nächsten Buch arbeitest. Ich gehe mal davon aus, zumindest im weitesten Sinne wieder ein Liebesroman?

Im weitesten Sinne ja, aber nicht ganz. Es ist ein anderes Genre, es geht in die Richtung Jugendbuch / All-Age. Also es ist keine Frauenunterhaltung. Natürlich ist die Zielgruppe da auch eher Frauen / Mädchen. Es ist eine Trilogie, die auch wieder in der schönen Stadt Köln spielt. Und da gibt es ein junges Mädchen, auch wieder mit ein paar fantastischen Elementen dabei, die in unglaublich lustige, aber auch unglaublich schreckliche Situationen hineingezogen wird. Da habe ich Band 1 jetzt gerade fertig geschrieben und arbeite nun an der Fortsetzung. Wann es erscheint und wo darf ich leider noch nicht sagen. Sagen wir mal so: ich bin in vielversprechenden Verhandlungen.

Zum Abschluss blieb mir nicht mehr viel übrig, als mich ganz herzlich zu bedanken. Es hat mir riesigen Spaß gemacht!

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